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Der Präses des Evangelischen Gnadauer Gemeinschaftsverbandes (Vereinigung Landeskirchlicher Gemeinschaften), Michael Diener.
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Der Präses des Evangelischen Gnadauer Gemeinschaftsverbandes (Vereinigung Landeskirchlicher Gemeinschaften), Michael Diener (Kassel), hat sich in einem Punkt zu einer Erklärung der Landessynode der Evangelischen Kirche im Rheinland kritisch geäußert. Zum Hintergrund: Die Synode hatte am 12. Januar auf ihrer Tagung in Bad Neuenahr beschlossen, Muslime nicht mehr zum christlichen Glauben bekehren zu wollen. In dem Papier mit dem Titel „Für die Begegnung mit Muslimen. Theologische Positionsbestimmung“ heißt es unter anderem, die Kirche nehme „den Glauben muslimischer Menschen als Bindung an den einen Gott wahr“. Sie ermutige ihre Mitglieder, ihren eigenen Glauben im Dialog zu erklären. Dieser ziele aber nicht auf eine Konversion (Religionswechsel) zur jeweils anderen Religion. Gegen die Erklärung stimmten sieben der 210 Synodalen. Sieben weitere enthielten sich der Stimme.

Wer auf den Begriff des Zeugnisses verzichtet, wird dem Evangelium nicht gerecht

Der Präses der pietistischen Dachorganisation schreibt unter der Überschrift „Leider zu kurz gesprungen“, dass er den Aussagen des Papiers zustimmen könne. Es sei beispielsweise richtig, dass es keine Alternative zum Dialog gebe. Es fehle in dem Papier aber der Begriff des Zeugnisses, so Diener. Wer darauf verzichte, „wird biblisch und theologisch weder dem Evangelium noch den Menschen gerecht“. Er verweist auf die Apostelgeschichte 4,12 („Und in keinem andern ist das Heil, auch ist kein andrer Name unter dem Himmel den Menschen gegeben, durch den wir sollen selig werden“ – als im Namen Jesus Christi): „Das dürfen wir als evangelische Kirche nicht verschweigen oder aufgeben. Wir werden es demütig sagen, hörend und einladend. Niemals mit Zwang oder überheblich. Aber wir werden es sagen, so wir es denn glauben.“ In diesem Punkt sei Widerspruch „sachlich und geschwisterlich geboten“.

Diener: Was für mich enttäuschend ist

Christen möchten Diener zufolge, „dass Angehörige anderer Religionen den Gott, der sich in Jesus Christus offenbart habe, kennen lernen, weil er Zuspruch und Anspruch für jedes menschliche Leben ist“. Für ihn sei es enttäuschend, dass das in der Erklärung nicht festgehalten werde: „Ich wünsche mir, dass wir als Christenmenschen mehr zu sagen haben, als dieses Papier es sagt. Auch und gerade in unseren evangelischen Kirchen.“

Wetzlarer Superintendent: Das Votum widerspricht dem Bekenntnis zum dreieinigen Gott

In der Diskussion vor der Abstimmung hatten Synodale Kritik an dem Papier geäußert. So erklärte der Superintendent des Kirchenkreises Wetzlar, Jörg Süß, die „Positionsbestimmung“ widerspreche dem Bekenntnis der evangelischen Kirche zum dreieinigen Gott. Er offenbare sich „abschließend und ausschließlich“ in seinem Sohn Jesus Christus. Nach christlichem Verständnis gebe es keinen anderen Weg zum Heil als ihn. Wenn die Synode erkläre, dass Gott sich auch im Islam offenbaren könne, widerspreche sie den reformatorischen Grundsätzen „Solus Christus“ (Allein Christus) und „Sola scriptura“ (Allein die Schrift). Der Superintendent des Kirchenkreises An der Agger, Jürgen Knabe (Gummersbach), forderte, Christen sollten auf das Wirken des Heiligen Geistes Vertrauen. Damit sei die Hoffnung verbunden, dass auch Muslime die Wahrheit des christlichen Glaubens erkennen könnten. Deshalb sei es „ehrlicher“, sich zu dem Ziel zu bekennen, dass sie die Religion wechselten.

EKD-Vertreterin: Verzicht auf Bekehrung von Muslimen ist ein wichtiges Signal

Die Vorsitzende der EKD-Fachgruppe „Christen und Muslime“, Pastorin Beate Sträter (Bonn), erklärte, der ausdrückliche Verzicht auf die Bekehrung von Muslimen sei ein wichtiges Signal an die in Deutschland lebenden Muslime. Sie lebten als Minderheit in einer christlich geprägten Gesellschaft. Deshalb fürchteten etwa muslimische Eltern, ihre Kinder sollten „ihnen entfremdet werden, wenn sie den Schulgottesdienst besuchen“.