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Die Moschee im Schwetzinger Schlossgarten nahe Heidelberg.
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Eine engmaschige Kontrolle aller Moscheen in Deutschland durch den Staat ist nicht möglich. Davon ist der Islamwissenschaftler und Publizist Ralph Ghadban (Berlin) überzeugt. Anlass sind Aussagen vom Minister für das Ressort Toleranz in den Vereinigten Emiraten, Scheich Nahjan Mubarak Al Nahjan (Abu Dhabi). Ihm zufolge haben nachlässige Kontrollen von Moscheen in Europa zu islamistischen Anschlägen – auch in Deutschland – geführt. „Man kann nicht einfach eine Moschee öffnen und jedem erlauben, dorthin zu gehen und zu predigen. Es muss eine Lizenz dafür geben“, sagte er der Deutschen Presse-Agentur in Abu Dhabi. Der Minister beklagte ferner, dass Europa die angebotene Hilfe zur Ausbildung islamischer Geistlicher nicht in Anspruch nehme. Der im Libanon geborene Politologe Ghadban hält die Forderung des Scheichs für nicht umsetzbar. Der Staat könne nicht 3.000 Moscheen überwachen, sagte er der Evangelischen Nachrichtenagentur idea. Er sehe vielmehr die islamischen Verbände in der Verantwortung, die Moscheen stärker zu kontrollieren. „Leider“ würden sie ihrer Aufgabe aber nicht nachkommen. Gleichzeitig warnte Ghadban, dass in Deutschland die politische Dimension des Islams noch immer deutlich unterschätzt werde. Er ist Vorstandsmitglied des 2015 von ihm mitgegründeten „Muslimischen Forums Deutschland”, das sich für die Stärkung eines westlichen Islams auf der Grundlage demokratischer Grundrechte einsetzt.

Dutzende Moscheen werden überwacht

Die Vereinigten Emirate sind ein autoritär regiertes Land. Moscheen werden überwacht, radikale Tendenzen im Keim erstickt. Größere Anschläge durch Islamisten konnten so frühzeitig vereitelt werden. In Deutschland werden Dutzende Moscheen durch den Bundesverfassungsschutz überwacht. Genaue Zahlen nannte das Bundesamt auf Anfrage von idea nicht. Wenn die Behörden verfassungswidrige Tendenzen feststellen, werden die hinter den Moscheen stehenden Vereine verboten. Das geschah auch im Fall der Fussilet-Moschee in Berlin im Februar 2017. Sie war ein Anlaufpunkt des tunesischen Attentäters Anis Amri. Videoaufnahmen zeigen ihn dort noch am Abend des Anschlags auf dem Breitscheidplatz. Direkt nach dem Moscheebesuch am 19. Dezember 2016 tötete er einen polnischen LKW-Fahrer und raste mit dessen Lastwagen auf einen Weihnachtsmarkt, wodurch elf Menschen ums Leben kamen und mehr als 50 teilweise schwer verletzt wurden.