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Das norwegische Jugendamt „Barnevernet“ hat einen 12-jährigen Jungen wieder zu seinen Eltern zurückgebracht. Der Minderjährige war seinen Eltern zuvor am 8. Februar mit brutaler Polizeigewalt entrissen worden. Als Begründung für den Kindesentzug hatte das Jugendamt angegeben, dass das Kind nicht mehr zur Schule gekommen sei und zuhause unterrichtet würde.

Raymond Skorstad, Direktor der norwegischen Kinderrechtsorganisation „Barnets Beste“, sah darin jedoch keine Rechtsgrundlage für einen Kindesentzug gegeben, da Hausunterricht in Norwegen erlaubt sei. Darüber hinaus habe die Familie ihren Sohn nur vorübergehend zuhause unterrichten wollen, da dieser in der Schule massiv gemobbt wurde und Morddrohungen erhalten habe. Außerdem hätte die Familie das Kind zuvor ordnungsgemäß von der Schule abgemeldet und nach einer neuen Schule suchen wollen, betont Skorstad weiter.

Dennoch kam es zum Eingreifen der Behörden, da die Schule das Jugendamt über die Entscheidung der Eltern informierte. Ohne den Fall näher zu untersuchen, schritt der „Barnevernet“ zur Tat und ließ den 12-jährigen Jungen mit 6 Polizeibeamten und 3 Angestellten des Jugendamts in „Obhut“ nehmen. Ein von der Mutter mitgefilmtes Video auf Facebook zeigte deutlich, dass die Beamten dabei zu brutaler Gewalt gegen das Kind griffen. Dieses Video löste weltweite Proteste in den sozialen Medien aus und erzielte mehr als 700.000 Aufrufe, bevor es – vermutlich auf Forderungen der Behörden – aus dem Netz gelöscht wurde. Eine Kopie des Videos liegt der Redaktion vor.

Zunächst durften die Eltern ihren Sohn nur noch einmal pro Woche unter Aufsicht sehen. Letzten Mittwoch kam dann die überraschende Wende, als die Eltern via Facebook überglücklich mitteilten, dass ihr Sohn wieder zurück bei ihnen zuhause in Ås sei. Raymond Skorstad führt dies in erster Linie auf den Druck in den sozialen Medien zurück.

Laut einem Bericht des Online-Magazin „The Christian Post“ mussten die Eltern allerdings noch vor der Rückführung ihres Sohnes der Forderung zustimmen, dass ihre Reisepässe von den Behörden einbehalten werden. Bis 3. Mai hätte die Familie demnach Zeit, ihre Pässe auszuhändigen. Darüber hinaus habe das Jugendamt auf weitere Sitzungen mit der Familie bestanden. Steven Bennett von der in Wien ansässigen Bürgerinitiative „Step up 4 Children's Rights“ zeigt sich darüber fassungslos. Das Verhalten des norwegischen Jugendamts erinnere stark an faschistische Systeme in der Vergangenheit, meint Bennett. In einer Demokratie, in der man Wahrheit, Gerechtigkeit und Freiheit hoch achtet, würden alle Verantworlichen zur Rechenschaft gezogen werden, und die Familie würde ein hohes Schmerzensgeld als Entschädigung bekommen, betont Steven Bennett weiter.

Das norwegische Jugendamt „Barnevernet“ ist in der Vergangenheit bereits mehrmals in negative Kritik geraten. In einem anderen Fall wurde einer Amerikanerin das Kind entzogen, da sie es im Alter von 1,5 Jahren noch gestillt hatte. Seit 2014 durfte sie das Kind nicht mehr sehen.

Im Hinblick auf Norwegen betonen internationale Anwälte immer wieder, dass kein Staat das Recht hat, Kinder dauerhaft von den Eltern zu entfernen, außer es liegen wirklich gute Gründe wie etwa häusliche Gewalt oder sexueller Missbrauch vor.