page-header
Anzeige

Eine bessere Begleitung Sterbender in Deutschland haben Organisationen anlässlich des Welthospiztages am 14. Oktober gefordert. Er steht in diesem Jahr unter dem Motto „Für eine bedarfsgerechte Hospiz- und Palliativversorgung“. „Der Welthospiztag muss ein Weckruf sein“, sagte der Vorstand der Deutschen Stiftung Patientenschutz, Eugen Brysch (Dortmund). Nach seinen Angaben sterben in Deutschland jährlich rund 925.000 Menschen. Aber nur 30.000 Schwerstkranke hätten die Chance, in einem der 236 stationären Hospize ihre letzten Tage und Wochen zu verbringen. Brysch: „Hier werden sie umsorgt von spezialisierten Pflegekräften, niedergelassenen Palliativärzten und ehrenamtlichen Hospizhelfern.“ Rund 430.000 Patienten erlebten ihre letzten Tage im Krankenhaus. Aber nur für 17.000 sei dies auf einer Palliativstation möglich. Für 96 Prozent der Sterbenden in einer Klinik gebe es keine Gewähr, dass ihnen in den letzten Stunden des Lebens eine Fachkraft zur Seite stehe. Gerade zur Nachtzeit kümmere sich ein Pfleger nicht selten um mehr als 25 Patienten: „Da ist eine würdevolle Begleitung nicht möglich.“

Pflegeheime: Bewohner sterben meist nicht an der Hand eines Menschen

Noch dramatischer sei die Situation für die jährlich 345.000 Sterbenden in Pflegeheimen. Denn hier sei das Missverhältnis von Pflegekraft zu Bewohnern noch größer. „An der Hand eines Menschen zu sterben und Hospizarbeit zu erleben, ist für die meisten Heimbewohner Illusion“, so Brysch. Deshalb brauche Deutschland dringend mehr professionelle und mobile Palliativteams. In den letzten zehn Jahren sei hier ein deutlicher Anstieg zu verzeichnen. Heute leisteten diese Palliativteams knapp 50.000 Sterbebegleitungen jährlich. Doch bisher gebe es kein wirksames Konzept, jedem Sterbenden die nötige Fürsorge zu garantieren. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) gehe davon aus, dass 60 Prozent der Sterbenden in einem Industrieland eine schmerzlindernde Versorgung benötigen. Laut Brysch wird es in den Koalitionsverhandlungen darauf ankommen, die palliative und hospizliche Betreuung für jährlich eine halbe Million Sterbende zu sichern. Ein verbindlicher Fahrplan für die nächsten zehn Jahre sei notwendig. „Der Welthospiztag darf nicht nur Leistungsschau des Erreichten sein“, so Brysch.

Diakonie: Palliative Versorgung weiterentwickeln

Die Diakonie Deutschland fordert die Bundesregierung anlässlich des Welthospiztages auf, die palliative Versorgung in den stationären Pflegeeinrichtungen schnellstmöglich weiterzuentwickeln. „Die neue Regierung wird sich an ihrem Engagement für die Pflege messen lassen müssen“, erklärte Diakonie-Präsident Ulrich Lilie (Berlin). Dazu gehöre vor allem die Versorgung hochbetagter sterbender Menschen und die Zukunft der Pflegeberufe angesichts eines akuten Fachkräftemangels. Der Gesetzgeber habe zwar die Rahmenbedingungen für die Versorgung Sterbender in Hospizen und zu Hause in den letzten Jahren verbessert: „Es sterben aber weitaus mehr Menschen in stationären Pflegeeinrichtungen als in Hospizen. Auch in der eigenen Wohnung können sie oft nicht ausreichend versorgt werden. Daher komme den stationären Altenpflegeeinrichtungen als Sterbeort eine hohe Bedeutung zu. Lilie: „Ältere Menschen müssen sich darauf verlassen können, in der Sterbephase fachlich kompetent versorgt, liebevoll umsorgt und menschlich gut begleitet zu sein.“ Hierfür die Rahmenbedingungen zu schaffen, sei eine vorrangige Aufgabe der Politik in dieser Legislaturperiode. Von den 236 stationären Hospizen in Deutschland sind etwa zwei Drittel in christlicher Trägerschaft, bei den über 300 Palliativstationen rund 50 Prozent. Daneben gibt es etwa 1.500 ambulante Hospizdienste.