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Multikulti ist gescheitert. Diese Meinung vertritt der niederländische Soziologe und Migrationsforscher Prof. Ruud Koopmans (Berlin) in einem Beitrag der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung. Er selbst habe lange geglaubt, dass eine gute Integration keine Anforderungen an die Zuwanderer stellen dürfe. Er sei überzeugt gewesen, dass der Grund für Integrationsprobleme – etwa höhere Arbeitslosigkeit unter Zuwanderern oder schlechtere Schulabschlüsse ihrer Kinder – eine falsche Politik sei, weil sie den Menschen zu wenig Rechte gewähre und ihre Kultur nicht hinreichend anerkenne. Doch die Niederlande seien damit gescheitert, als sie auf die Kultur der Migranten zugegangen seien. Sie hätten beispielsweise islamische Bestattungen erlaubt und Dutzende staatlich finanzierte islamische und hinduistische Schulen eingeführt. Die öffentlich-rechtlichen Medien hätten den gesetzlichen Auftrag, mindestens 20 Prozent ihrer Sendezeit mit Programmen für ethnische Minderheiten zu füllen. Ferner seien an die „Heiratsmigration“ aus der Türkei kaum Anforderungen gestellt worden. Trotzdem seien Zuwanderer im Vergleich zu Menschen ohne Migrationshintergrund viermal so häufig arbeitslos. Das seien deutlich mehr als in Deutschland. Trotz dieser Forschungsergebnisse wünschten sich viele Deutsche eine ähnliche Migrationspolitik wie in den Niederlanden: „Noch immer ist die Idee in Deutschland weit verbreitet, bedingungslose Erteilung von dauerhaften Bleiberechten, leichtere Einbürgerung, doppelte Staatsangehörigkeit, Kommunalwahlrecht für Ausländer und staatliche Anerkennung und Unterstützung für die Sprachen, Kulturen und Religion der Zuwanderer seien wegweisend für eine gelungene Integration.“ Dabei schnitten bei der Arbeitsmarktintegration mit den Niederlanden, Schweden und Belgien gerade die drei Länder am schlechtesten ab, die geringe Anforderungen an Zuwanderer gestellt hätten und ihnen kulturell entgegengekommen seien.

Die Feinde des Islams befinden sich in der Mitte der muslimischen Gemeinschaften

Der Soziologe geht ferner auf den islamischen Terrorismus in Europa ein. Allgemein habe sich – so Koopmans – die Deutung durchgesetzt, dass er weder etwas mit der Religion noch mit den Herkunftsländern der Migranten zu tun habe. Vielmehr sei die Gesellschaft schuld. Er frage sich, warum es dann so viel Gewalt in den islamischen Ländern selbst gebe, wo es keine westlichen militärischen Interventionen gegeben habe. Das Problem des islamischen Extremismus könne erst dann gelöst werden, wenn die Mehrheit der Muslime realisiere, „dass sich die eigentlichen Feinde, die den Islam bedrohen, nicht in Jerusalem oder Washington oder unter den europäischen Rechtspopulisten befinden, sondern in ihren Herkunftsländern und in der Mitte ihrer eigenen Gemeinschaften“.