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Der Deutsche Bundestag hat am 30. Juni die Öffnung der Ehe für gleichgeschlechtliche Partnerschaften beschlossen. Kritiker der „Ehe für alle“ hatten im Vorfeld gewarnt, dass bei einer Aufweichung des Ehebegriffs auch die Legalisierung von Polyamorie (Mehrehe) gefordert werden könnte. In Kolumbien war beispielsweise Mitte Juni erstmalig eine „Dreier-Ehe“ geschlossen worden. Eine solche Forderung veröffentlichte nun das schwul-lesbische Internetportal Queer.de unter der Überschrift „Die Homo-Lobby wird euch weiter nerven!“ Dort heißt es, dass der Beschluss des Bundestags „ein Grund zu großer Freude und ein riesiger Erfolg für die LGBTI-Bewegung“ sei. Die Abkürzung LGBTI steht für Lesbisch, Schwul, Bisexuell, Transsexuell/Transgender und Intersexuell. Wer aber Glaube, dass die „Homo-Lobby“ nun am Ziel sei und verstumme, der „irrt gewaltig“: „Die Ehe für alle wird die LGBTI-Bewegung vielmehr beflügeln, ihre Forderungen gegenüber dem Deutschen Bundestag noch selbstbewusster zu vertreten.“ So müsse der Nationale Aktionsplan der Bundesregierung gegen Homo- und Transphobie mit Leben gefüllt werden. Ferner müsse man weiter vom Bundestag die „Abschaffung des diskriminierenden Schutzalters“ einfordern und „ebenso rechtliche Absicherungen für Menschen, die sich für Lebensgemeinschaften jenseits der Zweierkiste entscheiden und dies wünschen“. Man werde die Abgeordneten weiter nerven: „Ehe ist nicht alles!“

Ulrich Parzany erhebt Vorwürfe gegen den Rat der EKD

Währenddessen erhebt einer der bekanntesten Pfarrer Deutschlands, Ulrich Parzany (Kassel), Vorwürfe gegen die Leitung der EKD – den Rat. Zum Hintergrund: Der Rat der EKD hatte am 28. Juni eine Stellungnahme veröffentlicht, in der die Öffnung der Ehe für gleichgeschlechtliche Partnerschaften begrüßt wird. Die Bedeutung der Ehe zwischen Mann und Frau werde dadurch „keineswegs geschmälert“. Es sei der eigentliche Skandal – so Parzany –, dass die evangelischen Kirchen Vorreiter der Bundestagsentscheidung gewesen seien. Das größte Problem für Christen sind ihm zufolge nicht die Angriffe aus der Mehrheitsgesellschaft, „sondern die Verleugnung und Verdrehung der biblischen Wahrheit in Kirchen und Gemeinden“. In fast allen evangelischen Kirchen in Deutschland unterstützten die Kirchenleitungen gleichgeschlechtliche Partnerschaften: „Die aktuelle Erklärung des Rates der EKD beweist erneut die Rücksichtslosigkeit, mit der Kirchenleitungen ihre Positionen durchsetzen wollen.“ Die Bundestagsentscheidung werde den Anpassungsdruck auf die Gemeinden weiter erhöhen. Parzany – er ist Gründer und Leiter des Netzwerks Bibel und Bekenntnis – empfahl Pfarrern, im Gottesdienst eine Erklärung von der Kanzel abzugeben, dass die Entscheidung des Bundestags dem biblischen Verständnis der Ehe widerspreche.

Volker Kauder rechnet mit Verfassungsklage

Der Vorsitzende der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Volker Kauder, ist überzeugt, dass das Gesetz zur Öffnung der Ehe vor dem Bundesverfassungsgericht landen wird. Er kritisierte gegenüber der Nachrichtenagentur AFP die überhastete Abstimmung. Der Gesetzentwurf sei „recht unausgegoren“: „So wird in nächster Zeit die Frage, ob die Öffnung der Ehe wirklich verfassungsrechtlich zulässig ist, auch homosexuelle Partner verunsichern, die jetzt im Sinne des Gesetzes heiraten wollen. Wir haben einen unguten Schwebezustand.“ Kauder hatte ebenso wie Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) gegen den Gesetzentwurf gestimmt. Mit Nein votierten auch mehrere CDU-Bundestagsabgeordnete, die der evangelikalen Bewegung nahestehen, darunter Steffen Bilger (Ludwigsburg), Volkmar Klein (Burbach bei Siegen), Elisabeth Motschmann (Bremen), Frank Heinrich (Chemnitz) und Johannes Selle (Sondershausen). Für den Gesetzentwurf stimmten aus den Reihen der Unionsparteien unter anderem der CDU-Generalsekretär Peter Tauber, der Vorsitzende des Stephanuskreises im Deutschen Bundestag, Prof. Heribert Hirte (Köln), Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen, die frühere Bundesfamilienministerin Kristina Schröder und ihr Ehemann, der Parlamentarische Staatssekretär beim Bundesinnenminister, Ole Schröder, sowie die einzige Muslima in der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Cemile Giousouf (Hagen).