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Billy Grahams Sohn Franklin sprach auf der Beerdigung seines Vaters vor mehr als 2.000 Trauergästen.
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Mehr als 2.000 Trauergäste – unter ihnen US-Präsident Donald Trump – haben am 2. März in Charlotte (Bundesstaat North Carolina) Abschied von dem Evangelisten Billy Graham genommen. Der Baptistenpastor war am 21. Februar im Alter von 99 Jahren gestorben. Er gilt als der bedeutendste Prediger des 20. Jahrhunderts. Er predigte in seiner über 70-jährigen Tätigkeit vor rund 230 Millionen Menschen in 185 Ländern. An dem Trauergottesdienst nahmen auch etwa 100 ausländische Gäste aus 50 Ländern teil. Unter ihnen waren aus Deutschland der geschäftsführende Vorstand des christlichen Hilfswerks „Geschenke der Hoffnung“, Bernd Gülker (Berlin), und der Leiter des Bibelseminars Bonn, Heinrich Derksen. Über die Medien verfolgten Millionen Zuschauer die Feier. Sie war evangelistisch geprägt. Grahams Sohn Franklin sagte: „Wenn er heute zu euch sprechen würde, würde er dich fragen: Wirst du auch eines Tages im Himmel sein?“ Damit verband der Pastor den Aufruf, Jesus Christus noch heute zu folgen. Franklin Graham ist Präsident der Billy-Graham-Gesellschaft. Anne Graham Lotz – eine Tochter des Verstorbenen – erinnerte sich: „Meine Mutter brachte mir bei, die Bibel immer zu lesen. Und mein Vater brachte mir bei, immer über sie nachzudenken. Wenn er die Bibel las, machte er stets Anmerkungen oder stellte Fragen.“

Gülker: Gottes Vergebungsangebot stand im Vordergrund

Gegenüber der Evangelischen Nachrichtenagentur idea sagte Bernd Gülker zu der Feier: „Es wurde deutlich, dass sowohl im Leben als auch im Tod Billy Grahams die Botschaft von Gottes Vergebungsangebot im Vordergrund steht.“ Das Glaubenszeugnis des Evangelisten „kann auch für uns Christen in Deutschland eine Ermutigung sein, weiterhin mit frohem Mut das Evangelium weiterzusagen – auch wenn es Gegenwind gibt“. Das Hilfswerk „Geschenke der Hoffnung“ – es ist für die Geschenkeaktion „Weihnachten im Schuhkarton“ bekannt – ging 2001 aus der Billy-Graham-Gesellschaft hervor, die seit 1963 in deutschsprachigen Ländern wirkt.

Derksen: Die Stimmung war trotz aller Traurigkeit gleichzeitig sehr fröhlich

Der Theologe Heinrich Derksen sagte idea: „Das war keine Beerdigung, sondern eine weitere Evangelisation.“ Die Stimmung sei trotz aller Traurigkeit über den Tod des Evangelisten gleichzeitig sehr fröhlich gewesen. Es sei deutlich geworden, dass Graham mit der freudigen Gewissheit gestorben sei, nun bei Gott zu sein. Beeindruckend seien die Redebeiträge der Familie gewesen: „Hier wurde spürbar, wie viel Liebe die Kinder und Enkelkinder von Billy und seiner 2007 verstorbenen Ehefrau Ruth Graham im Alltag mitbekommen haben. Das ist ein ganz starkes Zeugnis.“ Obwohl Graham ein großer Evangelist war, sei die Trauerfeier sehr schlicht gewesen, so Derksen. US-Präsident Trump und sein ebenfalls anwesender Vize Mike Pence hätten keine Rede gehalten: „Die Beerdigung spiegelte die Bescheidenheit des Verstorbenen: Kein Menschenkult, sondern ein großes Zeugnis für das Wirken Gottes in Grahams Leben.“

Große Ehre: Grahams Leichnam wurde zwei Tage im US-Kapitol aufgebahrt

Vom 28. Februar bis zum 1. März war der Leichnam Grahams in der Rotunde des US-Kapitols – dem Sitz des Kongresses – in Washington aufgebahrt. Er war erst die vierte Privatperson, der diese Würdigung zuteil wurde. Donald und Melania Trump, Mike und Karen Pence sowie der Sprecher des US-Repräsentantenhauses, der Republikaner Paul Ryan, hatten die Trauerprozession begrüßt. Eine Garde des Militärs trug den Sarg. Trump bezeichnete Graham in seiner Ansprache, bei der dessen Familie und auch viele Senatoren und Abgeordnete anwesend waren, als einen „Botschafter Christi“. Er habe die Welt an die Kraft des Gebets und an das Geschenk der Gnade erinnert. Tausende Besucher standen vor dem Kapitol Schlange, um Abschied zu nehmen.

Die Ex-Präsidenten Bill Clinton und George W. Bush besuchten die Angehörigen

Die früheren Präsidenten George W. Bush (2001–2009) und Bill Clinton (1993–2001) hatten die Angehörigen Grahams in Charlotte besucht und ihre Anteilnahme zum Ausdruck gebracht. Der Sarg Grahams war dort vom 24. bis 27. Februar auf dem Gelände der Billy-Graham-Bibliothek aufgebahrt gewesen. Als der Sarg am 24. Februar mit einem Autokorso dorthin gebracht wurde, säumten Tausende Amerikaner die Straßen, um sich zu verabschieden. Clinton berichtete, dass er Graham zum ersten Mal als elfjähriger Junge in Arkansas predigen gehört habe. Der Evangelist habe deutlich gemacht, dass alle Menschen vor Gott gleich seien – sowohl in ihrer Unvollkommenheit als auch in ihrem Anrecht auf Gnade. Nun habe er sein langes, gutes Rennen beendet. Bush bezeichnete Graham in einem Beileidsschreiben als einen konsequenten Anführer. Er habe eine kraftvolle Präsenz sowie einen scharfen Verstand gehabt und sei voller Güte gewesen. Seine Liebe zu Christus und seine sanfte Seele hätten dazu beigetragen, Herzen für das Wort Gottes zu öffnen, „einschließlich meines“. Der frühere Präsident Jimmy Carter (1977–1981) schrieb, dass Graham ständig Ausschau gehalten haben, wie er anderen dienen konnte. Graham habe auf sein eigenes geistliches Leben einen enormen Einfluss gehabt. Vizepräsident Pence berichtete am 27. Februar auf einer Veranstaltung in Nashville, dass zwei seiner drei Kinder 1999 in Indianapolis (Bundesstaat Indiana) im Alter von acht und sechs Jahren auf einer Evangelisation Grahams ihr Leben Christus übergeben hätten. Sie seien dort einem Aufruf Grahams gefolgt, nach vorne zu kommen und so deutlich zu machen, dass sie zu Christus gehören. Das dort gesprochene Gebet habe das Leben seiner Kinder für immer verändert, so Pence.