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Verkündiger sollten mindestens acht Stunden in die Vorbereitungen ihrer Predigt investieren.
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Verkündiger sollten mindestens acht Stunden Zeit in ihre Predigt investieren. Berufsanfänger sollten sogar 12 bis 20 Stunden in ihre Vorbereitung stecken. Diese Ansicht vertritt der Assistenzprofessor für Praktische Theologie an der Staatsunabhängigen Theologischen Hochschule Basel, Stefan Schweyer, in einem Interview mit der Evangelischen Nachrichtenagentur idea. Ihm zufolge handeln Pastoren ökonomisch, wenn sie viel Zeit für ihre Predigtvorbereitung aufbringen. Eine gute Predigt könne viel auffangen, was sonst in der Seelsorge an Aufwand nötig sei. Um mehr Zeit für die Predigtvorbereitung zu haben, sei es notwendig, andere Aufgaben zu verringern: „Die Kirche muss sich klar darüber sein, dass die Verkündigung des Evangeliums zum Kerngeschäft eines Pastors gehört.“ Für den Predigtalltag empfiehlt Schweyer eine „2-2-2-Methode“: Zwei Monate im Voraus wird der Predigttext festgelegt, so dass man sich gedanklich damit beschäftigen kann. Zwei Wochen vor der Predigt beginnt die eigentliche Vorbereitung. Zwei Tage vorher sollte das Manuskript fertig sein. Wer dagegen seine Predigt ständig erst in letzter Minute fertigstelle, mache sich selbst das Leben schwer, so Schweyer.

Die Predigt hat heute vielfach einen schlechten Ruf

Nach seinen Worten hat die Predigt heute vielfach einen schlechten Ruf. Dies sei auch eine Folge vieler mangelhafter Kanzelreden. Hingegen zögen hervorragende Predigten Menschen an: „Wo gut gepredigt wird, füllen sich die Kirchen.“ Eine vorzügliche Predigt verknüpfe Gottes Anspruch an den Menschen und spreche zugleich seine Liebe, Vergebung und Gnade zu. Zur Frage, ob ein Prediger frei sprechen solle, sagte Schweyer, ein ausgeschriebenes Manuskript zwinge zur gedanklichen Genauigkeit, die freie Rede zur Lebendigkeit: „Der Idealfall wäre also: Man kennt seine ausformulierte Predigt so gut, dass man das Skript weglegen und frei vortragen kann.“

Die Stärken und Schwächen freikirchlicher Gemeinden

Ferner äußerte sich Schweyer zur Qualität freikirchlicher Gemeinden. Zu ihren Stärken gehörten die Beziehungspflege, die Predigten sowie Lebendigkeit, Alltagsnähe und Überzeugungskraft. Schwächen wiesen sie hingegen in der Liturgie auf. Es fehle das Bewusstsein für feste Formen wie das Vaterunser und die Feier des Abendmahls. Durch die „saloppe Gestaltung“ des Gottesdienstes werde nicht immer deutlich, dass Gott im Mittelpunkt stehe. Gottesdienst-Moderatoren fehle mitunter das Bewusstsein dafür, dass sie „nicht als Privatperson auftreten, die machen können, wozu sie gerade Lust haben“. Freikirchliche Gottesdienste hätten „den Hang, durch ihre Alltagssprache den Gottesdienst zu banalisieren“. Ein „gehetzter Moderator mit unsortierten Notizen“ könne die Begegnung mit Gott verhindern. Schweyer veröffentlichte in Zusammenarbeit mit dem Theologieprofessor Helge Stadelmann (Gießen) eine „Praktische Theologie“, die im Brunnen Verlag (Gießen) erschienen ist.